Textinterview mit Matthias Mölleney

By Arno Luginbühl January 14, 2019

Matthias Mölleney war viele Jahre als Personalchef bei verschiedenen Flugunternehmen tätig und in der Konzernleitung bei anderen Schweizer Firmen. Es folgte die Firmengründung peopleXpert. Herr Mölleney leitet zudem das Center für HR und Leadership an der HWZ. Im Interview diskutieren wir über unsere recherchierten Auswirkungen der digitalen Transformation auf Teams und mögliche Leadership-Ansätze.


Executive Summary

  • Die digitale Transformation ist der Ermöglicher, um einen Mehrwert oder Gewinn und ein Wachstum zu erreichen.
  • Teams sowie Organisationen und ganze Unternehmen organisieren sich weniger hierarchisch.
  • Die Digitalisierung stellt viel höhere Anforderungen an die Geschwindigkeit von Individuen und Teams.
    • Dieses digitale Tempo verlangt Selbstorganisation und Selbstführung
  • Durch die Digitalisierung wird Führung zunehmend reduziert. (siehe dazu Interview mit Dr. Joël Luc Cachelin – Leaders agieren zunehmend als Coaches)
    • Der klassische Ansatz: Ich führe, indem ich Anweisungen gebe, ist schlichtweg zu langsam
    • Leadership im Team nennt man Followership
    • DÜRFEN, WOLLEN und KÖNNEN sind dabei Schlüsselwörter
  • Democratic Leadership ergibt sich als digitaler Leadership-Ansatz.
  • Kooperationskompetenz ist nebst den recherchierten Auswirkungen eine zusätzliche und wichtige, digitale Schlüsselkompetenz.
  • Die psychologische Sicherheit beeinflusst die Teamperformance am stärksten (Google, 2016).
    • Sie basiert auf Respekt, Vertrauen und Wertschätzung
    • Wird die psychologische Sicherheit erhöht, steigt die Leistung im Team

Interview im Detail

«Wenn heutzutage Führung aufgrund des digitalen Tempo reduziert wird, gibt es flachere Hierarchien oder gar keine mehr. Das bedeutet, dass Führung zuerst einmal die Teams in die Lage versetzten muss, ohne Führung arbeiten zu können. Menschen in Teams müssen das überhaupt zuerst DÜRFEN, WOLLEN und KÖNNEN.»

  • DÜRFEN: Die Führung wird formal reduziert.
  • WOLLEN: Wollen das Team und die Mitarbeitenden überhaupt? Es gilt ein Umfeld zu schaffen, in dem sie motiviert sind.
  • KÖNNEN: Kann mit einem Team schlussendlich trainiert werden.

Mölleney sagt weiter: «Einen Ansatz für Leadership im Team bildet das sogenannte Followership. Da der Leader entfällt, nennt man Leadership im Team in diesem Zusammenhang Followership.»

Psychologische Sicherheit

«Wenn im digitalen Tempo mit flachen Hierarchien gearbeitet wird und Teams auf sich alleine gestellt sind, beeinflusst die psychologische Sicherheit die Teamperformance am stärksten. Ist die psychologische Sicherheit gewährleistet, steigt die Teamperformance.»

«Teams, in welchen die psychologische Sicherheit gegeben ist, fühlen sich sicher zwischenmenschliche Risiken einzugehen und sich voreinander verletzlich zu zeigen. Dinge werden ausgesprochen, ohne dass man dafür verurteilt wird.»

Mölleney betont «Die psychologische Sicherheit beruht auf drei Säulen: Respekt, Vertrauen und Wertschätzung. Konkret: Wenn Respekt, Vertrauen und Wertschätzung gesteigert werden, steigt also auch die psychologische Sicherheit (siehe dazu die Google Studie).»

Democratic Leadership als digitaler Leadership-Ansatz

«Beim democratic Leadership geht man von der Grundannahme aus, dass Führung Dienstleistung ist. Das heisst also, Führung ist eine Dienstleistung an denen, die geführt werden sollen und die am Ende für den Kunden die Leistung erbringen sollen.»

Schlusswort

«Wenn ich also Teams durch die Digitalisierung, durch die digitalen Möglichkeiten autonomer gestalten will (egal welche Form ich dafür wähle oder ausdenke), muss die Kooperationskompetenz erhöht werden. Wie man mit anderen Menschen kooperiert muss erlernt werden und die Voraussetzungen müssen dafür geschaffen werden. Voraussetzungen, damit die psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz garantiert wird.»

«Zudem ist es wichtig das Team einzubeziehen bei der Auswahl oder Besetzung von neuen Teammitgliedern.»

Blick in die Zukunft

«Wenn sich diese digitale Entwicklung weiterhin so linear fortsetzt, werden sich immer mehr Unternehmen sich dafür interessieren, wie man besser zusammenarbeiten kann. Das hat zur Folge, dass sich Unternehmensgrenzen zunehmend auflösen werden (siehe Aussage von unserem letzten Interview mit Dr. Joël Luc Cachelin). Man wird fluider und nahtloser zusammenarbeiten. Warum sollte ich noch eine Marketingabteilung haben? Ich könnte mit einem Marketingteam kooperieren.»

«Die Wichtigkeit entweder im- oder ausserhalb vom Unternehmen zu sein, verliert stark an Bedeutung. Zunehmend kleinteilige Einheiten werden entstehen. Menschen denken kleinteiliger und fühlen sich in kleineren Gebilden respektiert, wertgeschätzt und vertraut.»


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